Der Suchtteufel – und trotzdem sind es Menschen
- Katrin Eilenberger
- vor 3 Tagen
- 1 Min. Lesezeit
Sucht ist kein Randphänomen.
Sie ist mitten unter uns.
Nicht jeder, der süchtig ist, lebt auf der Straße.
Und nicht jeder, der zusammenbricht, tut es sichtbar.
Aber viele tragen denselben Schmerz:
Die Sucht hat das Ruder übernommen – der Mensch steuert nicht mehr selbst.

Sie fliehen – nicht vor uns, sondern vor sich selbst.
Vor alten Wunden, ungelösten Mustern, unerträglichen Gefühlen.
Sucht ist kein Genuss, keine freie Entscheidung.
Sie ist oft ein letzter Ausweg. Ein Fluchtmodus aus einer inneren Hölle.
Und die Welt?
Sie reagiert mit Ablehnung.
Mit Stigma.
Mit Schweigen.
Denn was wir nicht verstehen, werten wir ab.
Wir sehen den Dreck. Den körperlichen Verfall. Die Obdachlosigkeit.
Aber wir sehen nicht den Menschen dahinter.
Nicht die Kindheit, das Trauma, die stille Verzweiflung.
Nicht den verzweifelten Versuch, den eigenen Schmerz zu betäuben.
Auch Angehörige sind betroffen.
Sie schämen sich, obwohl sie nichts falsch gemacht haben.
Sie verdrängen, um weiterleben zu können.
Sie lieben – und leiden an dieser Liebe.
Zwischen Schuldgefühlen, Angst und tiefer Ohnmacht.
Doch egal wie tief jemand fällt – niemand hört auf, ein Mensch zu sein.
Kein „Junkie“. Kein „Penner“. Kein „Versager“.
Sondern ein Mensch mit einer Geschichte. Einer Krankheit.
Mit Würde – auch wenn sie verborgen ist.
Es braucht kein Mitleid – es braucht Mitmenschlichkeit.
Verständnis statt Verachtung.
Fragen statt Urteile.
Hinschauen statt Wegsehen.
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